Gewinner oder Verlierer?

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1977er
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Gewinner oder Verlierer?

Beitrag von 1977er »

Derzeit treiben mich mal wieder ein paar Gedanken um...
Ein guter Grund, um mal wieder dieses Forum aufzusuchen :)

In letzter Zeit auch mal wieder so einige Pro und Contras abgewägt, was denn jetzt doch besser sei: dem "alten" Leben mehr oder weniger ade zu sagen, ein vollkommen neues schema anzufangen, oder doch wieder gucken nen "besseren" job oder verdienstmöglichkeiten an land zu ziehen..

im grunde stoße ich dabei immer wieder auf die gleichen Kernfragen:
freiheit = karges dasein
fester job = aufgabe der freiheit
jetzt mal so ganz "minimalistisch" ausgedrückt..

beide seiten scheinen ihre gewissen vorteile zu haben.
jedoch merke ich irgendwie mehr und mehr, daß diese "0815-arbeitswelt" so ihre widrigkeiten besitzt, mit denen ich mich immer weniger arrangieren will und vielleicht auf absehbare zeit auch gar nicht mehr kann..

nun, zu dem titelthema, was ich hiermit aufgemacht habe:
man sagt ja schon seit ein paar jahren, daß diese "kluft" in der gesellschaft, diese "schere" zwischen arm und reich immer weiter auseinanderdriftet. provokativ habe ich mal die begriffe "gewinner und verlierer" benutzt, soll aber keineswegs eine endgültige wertung beinhalten.

realistisch eingeschätzt muß ich wohl zugeben, daß ich mich auch eher zu den "unteren" rechne aufgrund meiner momentanen situation.

und so stelle ich mir mal die frage, wie es wohl wirklich hierzulande weitergehen wird. landet man notgedrungen in irgendeine der beiden dieser "gruppierungen"? oder gibt es eine alternative, einen mittelweg?
falls es scheinbar keinen mittelweg gibt, was bliebe dann?
bliebe dann unsereins, die wir hier diskutieren, tatsächlich nur der sogenannte "ausstieg"?
ChrisOha
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Beitrag von ChrisOha »

hey 1977er

also ich bin auch eher niedrigverdiener, finde aber, dass ich genug habe
meine arbeit macht mir spaß, es stört mich auch nicht, mal länger zu bleiben
ich muss nicht mehr verdienen, das macht mich nicht glücklich, denn das was mich glücklich macht, kann ich nicht kaufen

mir würde es in meinem leben reichen, einer einfachen tätigkeit nachzugehen, genug zum leben zu haben, neben der arbeit noch genug freizeit und freiheiten (6 wochen urlaub, 38 std woche)

aber andere dinge, die nebenher passieren, sind die dinge, die mich zum aussteigen tendieren lassen, sachen wie armut auf der welt, umweltverschmutzung, ungerechte verteilung des reichtums, pestizide im essen, finanzdiktatur, einschränkung der freiheitsrechte für die "demokratie", usw. usf. ...

ich bin ja schon mal "ausgestiegen", dann wieder in das system "eingestiegen", weil ich mir das schön geredet habe, aber jetzt kann ich nicht mehr länger die augen verschließen und muss einfach wieder weg, und zwar endgültig ... ich kann oben genannte sachen nicht ignorieren, das macht mich traurig und nach ner zeit bestimmt depressiv, ausserdem krank und unfrei

natürlich ist die freiheit beim "ausstieg" auch ein grund
aber viel wichtiger ist mir mein persönlicher bezug zu den dingen aus dem leben, sprich essen, kleidung, energie ... denn 1. glaube ich, dass organic food, also das gemüse aus dem garten wesentlich gesünder und reicher ist als massenware, und 2. möcht ich diese massenware auch aus vielen anderen gründen nicht, z.b pestizide, umweltverschmutzung durch transport, ausbeutung von entwicklungsländern

was ich damit sagen will
für mich gibt es auf lange sicht keine alternative, als aus diesem "system" auszusteigen ...

ohne jetzt irgendwas böses zu meinen, und sorry wenn ich mich täusche ... du scheinst mir eher der typ zu sein, der weiss, dass es so nicht weitergehen kann, und deshalb auch noch nie richtig glücklich war
aber nen wirklichen plan hast du noch nicht, geschweige denn überhaupt die motivation
es klingt eher so, als wärst du nur traurig, nicht zu den besserverdienenden zu gehören ...

aussteigen heisst vielleicht auf einiges verzichten, aber mit kargem leben hat das nix zu tun
eher mit realem leben, denn das was der großstädter heutzutage betreibt, diese wohlfahrt, hat nix mehr mit der realität zu tun
genau wie die schweine gemästet und geschlachtet werden, wird der durchschnittsblödi zum arbeiten und ja sagen erzogen, damit die bosse weiter kasse machen

aber
der mensch denkt zwar, wie auch immer er auf sowas kommt, er würde über der natur stehen, tja, falsch gedacht, auch wir gehören zur natur
über kurz oder lang wird das jetzige system zusammenbrechen, 3/4 der menschen verhungern oder an krankheiten sterben
wenn wir uns nich gegenseitig vorher auf befehl abschlachten, siehe türkei

da isses doch besser, schon jetzt die richtigen schritte einzuleiten, und wie die aussehen muss man hier doch nich erklären ... der weg zur realisierung allerdings ist gar nich so einfach und kann durchaus mal erörtert werden

:D
murmel
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Beitrag von murmel »

ChrisOha hat geschrieben:
wenn wir uns nich gegenseitig vorher auf befehl abschlachten, siehe türkei

... apropos "arabischer frühling", das macht mir schon von beginn an gedanken... hier mal ein artikel aus der zeitung "junge welt" http://www.jungewelt.de/2013/06-20/006.php
Propaganda-Attacke
Die USA wollen via Internet auf Kuba eine Art »arabischen Frühling« auslösen.
Eine gute Nachricht aus fernen Landen gleicht kühlem Wasser für eine durstige Kehle.

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Peperoni
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Beitrag von Peperoni »

Ja, so ist das.
Aussteigerleben ist nicht umsonst, irgendwie muss jeder zahlen wenn auch nicht mit Geld.
Ich habe mit minimalistischen Leben noch nie Probleme gehabt, ich bin zufrieden wenn ich etwas zu experimentieren (im Sinne von neue Lösungen suchen etc.) habe, was das ist, ob ein Garten, Tiere oder sonst was ist, ist mir ziemlich egal. Hauptsache ich brauch nicht in den Alltagstrott. Solche Tätigkeiten machen mir auch mehr Spaß als etwas machen worauf ich keine Lust habe aber dafür konsumieren kann.

Zu der Gewinner/Verlierer Sache weiß ich nicht was ich dazu sagen soll.
Eine Angleichung könnte man mit Zwang (Kommunismus/starker Sozialismus) erreichen.
Was das jetzt für uns bedeutet weiß ich auch nicht, hab mit solchen Themen nicht mehr viel zu tun.

Aussteigen sollte man denke ich möglichst nicht als Notlösung betrachten, sonst gibt das nichts. Am Ende landet man noch an der Flasche oder so.
Solltest du dir gut überlegen.
Wenn du dich dann als Verlierer siehst, solltest du es lieber nicht machen.

Kommt natürlich auch drauf an was du unter Aussteigen verstehst.
Ich verstehe darunter, dass man einfach das macht, was einem am sinnvollsten erscheint, ohne dabei auf irgendetwas zu achten, was andere gerne hätten. Ob das jetzt ein Leben als Asket oder sonst was ist, ist völlig egal, solange es für dich sinnvoll erscheint.

LG
murmel
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Beitrag von murmel »

:thumbsup: ... und ich mühe mich mit ewig langen texten ab, die dann doch keiner versteht
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1977er
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Beitrag von 1977er »

die gründe, welche chrisoha schreibt (umweltzerstörung, ausbeutung usw.)
sind mir auch sehr wichtig. finde es von großer bedeutung, ein nachhaltiges leben zu führen.
am meisten aber ist es wohl so, daß mich die unzufriedenheit mit der momentanen situation dazu bringt, mich mit diesen gedanken auseinanderzusetzen. viele menschen in meinem umfeld sind halt so eingestellt, daß man nur gut leben kann, wenn man genügend geld hat.
klar, hätte ich mehr davon, könnte ich auch so manches problem, momentan in meiner situation, einfacher aus der welt schaffen.
ich bin aber einfach nicht länger bereit, bestimmte widrigkeiten auf mich zu nehmen, um mir das "anrecht des gelderwerbs" damit zu sichern.
deswegen suche ich einfach nach alternativen.
aussteigen sehe ich auch keinesfalls als "verlierertum" an, ganz im gegenteil...
so ne idealvorstellung ist vielleicht, daß viele menschen zu einem einfacheren, nachhaltigem leben zurückkehren und daß dadurch die wertschätzung untereinander auch wieder zunimmt.
finde es auch sehr schlimm, was hierzulande so unter dem deckmantel der "sozialen gerechtigkeit" alles so stattfindet. es sind sehr komplexe und verworrene angelegenheiten...
Morbak
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Bin ich froh

Beitrag von Morbak »

das ich Punk bin und von dem lebe was ich selber anbaue und mache und aus den Mistkübeln der Gesellschaft. Das Leben ist so einfach!
1977er
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Beitrag von 1977er »

im grunde ist es das eigentlich auch, morbak...
man sollte immer alles anwenden, alles verwerten bis ins kleinste detail.
das wäre die richtige nachhaltigkeit.
die konsumbesessenheit in dem land widert mich mehr und mehr an...
viele leute merken es nicht einmal, daß ihr gehirn sozusagen gewaschen wurde von unterschwelligen botschaften...
ach ja, man könnte an dem punkt auch wieder mit verschwörungstheorien anfangen... ;)
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