Was haltet ihr von dem heutigen deutschen Schulsystem?

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Lindenblüte
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Was haltet ihr von dem heutigen deutschen Schulsystem?

Beitrag von Lindenblüte »

Ich besuche ein Gymnasium in der 11. Klasse. Bin von halb sieben bis halb vier in der Schule. Nachmittags bleibt mir da kaum Zeit für Tätigkeiten, die mir wirklich Freude bereiten, weil ich auch immer Hausaufgaben machen und für Klausuren lernen muss.
Ich mag es, im Unterricht zu diskutieren und manches lerne ich auch gerne. Allerdings beten die Lehrer auch oft Schrott und langweilen mich zu tode, weil ich genau das abschreiben und wiedergeben muss, was die mir sagen. Das Parlament entscheidet, was Kinder für das Leben lernen müssen, aber bereiten sie uns wirklich auf die Zukunft vor?
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Megalitiker
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Beitrag von Megalitiker »

Viele kritisieren das Schulsystem. Ich kann dazu wenig sagen, weil ich schon zu weit weg von der Materie bin. Ich kann mir gut vorstellen, das es zu knöchern, nicht flexibel genug ist. Wer gut auswendig lernen kann und das sagt was der Pauker hören will, der war auch früher schon gut dran.
Wie lang der Schultag war, das weiß ich gar nicht mehr. Sicher nicht bis halb Vier, aber mit 17 war ich auch in der Lehre, wo zumindest die Arbeit auch bis Vier ging.
Gegen Hausaufgaben bin ich grundsätzlich. Wer lernen will, der kann das freiwillig tun. Für mich nur eine Qual, bei der mein Geist schon längst abgeschaltet war.
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Peperoni
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Beitrag von Peperoni »

Ich finde vor allem Quatsch, dass eh nur für die Prüfungen gelernt wird. Grundschule reicht. Danach sollte es mehr nach Interessen gehen. Das kommt dann sogar der auch so wichtigen Wirtschaft zugute...

LG
Shiva
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Beitrag von Shiva »

Hallo Lindenblüte,

seit 17 J. verfolge ich das Schulsystem, meine eigene Schulzeit mal ausgeschlossen. Das ist auch wieder so ein Thema, worüber man stundenlang diskutieren kann. Meine Meinung ganz kurz - Schrott, was man in die Tonne treten kann. Inklusion, ganz nett - naja, aber schon gar nicht unter den Bedingungen hier in D. und dem chronischen Lehrermangel. Die Schüler bekommen teilweise Fakezensuren, die sich ganz toll im Zeugnis machen. Und das böse Erwachen trifft sie dann auf der Berufsschule, wo sie den Erwartungen nicht entsprechen. Die Schulen arbeiten kaum übergreifend.
Für´s Leben wirklich lernen tut man meiner Meinung nicht in der Schule, sondern das kann einem das Leben selber lehren. Aber in diesem System nicht anders machbar - scheinbar.
Wenn Schule Spaß machen würde, würden glaube ich auch viel mehr Kinder gerne in die Schule gehen und lernen. Denn eigentlich sind von Natur aus Kinder gerne lernwillig. G 8 finde ich auch ganz brutal. Kinder werden schon viel zu früh verheizt. Ich finde, dass jeder die Chance haben sollte, ganz individuell, in seinem eigenem Tempo lernen zu dürfen, weil kein Mensch gleich ist. Einer braucht vielleicht 1 J., um gewisse Dinge zu lernen, der ander 3J., na und......Aber auch in diesem Bereich, geht alles nur um Zeit und Geld.
Okay, das kurz Schreiben, wurde doch etwas mehr, nun höre ich mal schnell wieder auf. :D
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Beitrag von m0rph3us »

Hi, mal meine Erfahrung damit:

Ja Schule lange ist es her, das Abi zumindest. Geschadet hat es mir nicht und ich fand die Schule auch ganz gut.
Muss aber dazu sagen das ich ein fauler Schüler war und nicht alles meine Kapazitäten in das Lernen gesteckt habe. Bestanden mit 4 und hat gereicht. Später fragte keiner mehr danach.

Berufsschule danach mit der Spezialisierung die mich interessiert hat.
Mit Feuer und Flamme dabei gewesen Note 1,5.

Man kan also gerne über das Schulsystem schimpfen, aber es gibt genug Möglichkeiten seinen eigenen Weg darin zu finden.

Von Grundschule-Abi-Studium-Docktortitel ist man dann 32Jahre.
Mit Realschule und dann ne Lehre ist man 18Jahre alt.

Wer hat es besser gemacht?
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Beitrag von Reinsch »

Meine Schulzeit ist ja nun auch schon ein paar Jährchen her (Abi 2000), von daher vielleicht nicht der aktuellste Stand.

Insgesamt blicke ich auf diese Zeit aber auch positiv zurück. Wohl auch weil ich auf so einem Dorfgymnasium war wo eine eher familiäre Atmosphäre herrschte, jeder kannte jeden, auch die Lehrer waren keine unbekannten Wesen sondern Menschen, und das kriminellste was so vor sich ging waren ein paar Typen die in der Pause hinter der Turnhalle nen Joint rumgehen lassen haben...

G-8 war keine brutale Neuerung sondern seit Jahren Standard, trotzdem war das Wort Burnout unbekannt, und trotz Hausaufgaben war immer genug Zeit für den Sportverein, Abhängen mit Freunden oder was man sonst so in dem Alter tut.

Klar, manche Fächer fand man interessanter als andere. Es gab Lehrer die ihren Job besser machten, andere schlechter. Mit einigen kam man menschlich gut aus, mit anderen weniger. Und auch in interessanten Fächern gab es nervige Lernphasen und Klausuren, für die man sich daheim kräftig auf den Hintern setzen musste.

Das mag mit 17 nach dem größten Stress aussehen den das Leben so bereit halten kann. Aber vor genau diesen Grundprobleme wird man im Leben ja immer wieder stehen. Also gilt es zu lernen damit umzugehen, statt von den Eltern immer komplett betüddelt zu werden, bis man plötzlich nach der Schule allein dastehen muss.

Ich würde mir statt mehr Individualisierung eher eine breitere Standardisierung des Schulsystems wünschen. Ich finde es schon bedenklich dass man als Abiturient aus bestimmten Bundesländern direkt benachteiligt ist, weil der Abschluss dort weniger gilt als von anderswo. Von Sonderkonzeptschulen mal ganz abgesehen. Und dass es fast schon einfacher ist während der Schulzeit ins Ausland zu wechseln statt in ein anderes Bundesland zu ziehen.
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Re: Was haltet ihr von dem heutigen deutschen Schulsystem?

Beitrag von kuu »

Lindenblüte hat geschrieben:Das Parlament entscheidet, was Kinder für das Leben lernen müssen, aber bereiten sie uns wirklich auf die Zukunft vor?


ja, wenn deine Zukunft ein Sklave des Systems sein heisst.
Wenn du das willst dann lern immer fleissig weiter, verdränge jeden kritischen Gedanken und mache immer das was die anderen auch gut finden. :) Vorteil dadurch: Immer genug zu essen, mit 35 ein Haus und Kinder sowie viele Scheinfreunde. Nachteil: Sklave, kein plan von leben, Nicht frei sein aber glauben das man es ist! :shock:
http://www.youtube.com/watch?v=zE7PKRjrid4
Lindenblüte
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Beitrag von Lindenblüte »

Ohhh Okay.......
Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand. ( Charles Darwin)


Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen. (Albert Schweitzer)
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Beitrag von reneee »

Ich denke das in unseren Schulsystem viel zu wenig auf einzelne Schüler eingegangen wird. In klassen mit 30 oder sogar mehr schülern geht der einzelne schon mal unter und fühlt sich benachteiligt oder gar unwichtig. Zum einen herrscht ein enormer Leistungsdruck (willst du denn nicht mal karriere machen jung?) zum andere wird immer nur auf ein temporäres ziel hingearbeitet und zwar die prüfung. Ein paar wochen nach einer prüfung, sei es nun eine klassenarbeit, eine fachrbeiterprüfung oder Klausuren kann sich kaum einer der nicht wirklich Interesse am Stoff hatte daran auch noch wirklich erinnern. Ich sehe das an vielen jungen Ingenieuren mit denen ich zusammen arbeiten muss. Da die meisten nur studiert haben um irgendetwas studiert zu haben und nicht "normale arbeiterklasse" sein wollen, dauert es oft nur wenige Jahre um die grundlegensten dinge zu vergessen (zB dreisatz).
Wenn du wirkch Interesse an einem Thema hast besorg dir etwas Fachliteratur und mach dich schlau. Einen Wisch in der hand zu halten der behauptet du hättest einen master heißt noch lange nicht dass du dieses wissen auch langfristig einsetzen wirst bzw es als leidenschaft lebst.
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Beitrag von daroland »

Also ein Freund von mir arbeitet bei einem Film mit bei dem gesagt wird:

"Bei ihrer Geburt sind 98% der Menschen hochbegabt. Nach der Schulzeit sind es nur noch 2%"

Könnte einige hier interessieren.

www.alphabet-derfilm.at
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Beitrag von Peperoni »

daroland hat geschrieben:Also ein Freund von mir arbeitet bei einem Film mit bei dem gesagt wird:

"Bei ihrer Geburt sind 98% der Menschen hochbegabt. Nach der Schulzeit sind es nur noch 2%"

Könnte einige hier interessieren.

www.alphabet-derfilm.at


Jo, damals wurde bei mir wegen mangelhafter Leistung ein IQ Test gemacht im 1. Schuljahr oder so. Alles richtig beantwortet. Danach wurde ich dann trotzdem versetzt. Gedanklich bin ich schon damals ausgestiegen, liegt aber wohl auch am Autismus. Nach der ganzen Scheiße, bin ich jetzt sicherlich so schlau wie ein trockenes Brot. :lol:

LG
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Beitrag von neonsmiley »

Peperoni hat geschrieben:Grundschule reicht.


Dagegen, dann würden noch mehr Idioten produziert werden wie jetzt schon.
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Beitrag von Megalitiker »

Dagegen, dann würden noch mehr Idioten produziert werden wie jetzt schon.

Was soll denn das heißen? Ein Idiot ist man nicht von der Bildung sondern vom Charakter her.
Es gibt intelligente Menschen, die nicht die Möglichkeit hatten zur Schule zu gehen, oder zu studieren und es gibt mehr als genug studierte Idioten.
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Beitrag von Peperoni »

Ich behaupte, wenn ein Mensch 10 Jahre nicht in einer Schule war, ist er eigentlich schon gut wenn er dann noch 20 % davon weiß.
Eine Untersuchung geht sogar nur von 1 % aus. Das bedeutet, dass die meiste Zeit dort Zeitverschwendung ist.
So einfach ist das.
Ich wurde also von den Lehrern und auch der Gesellschaft gewaltsam gezungen meine Zeit zu verschwenden.
Da gibts nichts dran zu rütteln.
outdoorfreak
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Beitrag von outdoorfreak »

Ich würd mal sagen, dieses Schulsystem bereitet die Kinder auf diese industrielle Massenproduktion vor.

Das was man in der Grundschule lernt ist ok. Lesen, Schreiben, Rechnen usw..

Aber von Klasse 5-12 weiss ich gar nichts mehr. Ich hab Fach-Abi gemacht. Total sinnlos. Es hat mir fürs Leben nichts gebracht.

Danach ging ich studieren. Erst Informatik, dann Elektrotechnik. Eine Quälerei der übelsten Art. Nach ein paar Jahren mit Bourn-Out hab ich abgebrochen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass unser heutiges Schulsystem unsere ganze Freude am Lernen kaputtmacht und unsere Kreativität zerstört. Wir sollen funktionieren, Leistung bringen und auf die Konkurrenzwirtschaft vorbereitet.

Alles was zählt ist Geld verdienen. Sonst nichts
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