Was ist Faschismus?

Erfahrungen mit gemeinschaftlichen Wohn- und Lebensformen.
Megalitiker
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Beitrag von Megalitiker »

Sorry, ich sehe grad, ich rede von hastenich. Was hat moon damit zu tun der hier frisch nur provozieren wollte?
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silvi73
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Beitrag von silvi73 »

Megalitiker hat geschrieben:Sorry, ich sehe grad, ich rede von hastenich.


ok :wink:

Was hat moon damit zu tun der hier frisch nur provozieren wollte?


ist ja nicht verboten :wink:
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Frosch
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Beitrag von Frosch »

Megalitiker hat geschrieben:Dieses recht auf freizuegigkeit existiert ausserhalb der eu nicht. Oder spielst du auf universelle rechte an?

Wie Peperoni schon richtig erkannte ging es nach der Formulierung bei Hastenichgesehen darum, daß jemand einer Gruppe, zu der er gehört, solche Freizügigkeit als Recht zuschreibt, es aber anderen Gruppen nicht zugestehen will.

Wenn also ein Kommunist fordert, daß jeder Mensch in jeder Wohnung wohnen kann, in der er wohnen will, dann muß er auch den Nazischläger in der eigenen Wohnung wohnen lassen, der das möchte.

Was mich heute interessieren würde, wäre ob die Faschismusexperten hier im Forum den muslimischen Religionslehrer, der sich in Pakistan an einem Ort in die Luft sprengte, an dem viele christliche Familien Ostern feierten als Faschisten einordnen würden. Oder überwiegt da die empfundene Ähnlichkeit des eigenen kommunistischen Verständnisses von Kampf für das Gute mit dem Kampfverständnis im Islam? Ist der Islam in kommunistischen Kreisen deswegen scheinbar beliebter als das Christentum, weil man die Nichtmilitanz des Christentums als etwas deutet, das dazu dient die Völker von der Weltrevolution abzuhalten und somit zu unterdrücken?
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Beitrag von Ellisdi »

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.
----- Nimm einmal an, es würde im Leben gar nicht darum gehen etwas zu erschaffen, sondern es ginge nur darum, deine Einheit mit allem und damit die Bedeutungslosigkeit von allem zu erkennen. Das Leben wäre plötzlich das Paradies. Im Tod erfährst du, dass es genau so ist. -----

----- Es ist besser keine geregelte Arbeit zu haben, keine Freunde, keine Kinder und die anderen denken das sei traurig, aber innen drinnen ist man glücklich, als umgekehrt eine angesehene Arbeit, Freunde, Kinder zu haben und die anderen denken man sei glücklich und innen drinnen ist man traurig. Das letztere ist der Normalfall. -----
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Beitrag von Frosch »

Das ist mir zu einfach. Ich hatte die Hoffnung, daß jemand hier "Faschismus" inhaltlich definieren könnte, besonders einer von denen, die den Begriff selbst verwenden.
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Beitrag von Peperoni »

Wenn jemand den Begriff für sich selbst nicht definieren könnte, würde er ihn nicht verwenden. :lol:
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Beitrag von Frosch »

Peperoni hat geschrieben:Wenn jemand den Begriff für sich selbst nicht definieren könnte, würde er ihn nicht verwenden.

Sollte man meinen, scheint aber streng geheim zu sein die Definition. Oder dein Menschenbild ist noch zu optimistisch. ;)
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Beitrag von Peperoni »

Ich glaub nicht, dass mein Menschenbild noch wesentlich tiefer geht. :D
Aber ich lasse mich gern überraschen.
Ich hatte dabei eher im Hinterkopf, dass wenn man ein Wort benutzt, dieses Wort ja eigentlich für einen Gedanken steht.
Selbst wenn es "blabli" ist. :D
Dass die Qualität und genaue Deutung der Definiton von "blabli unterschiedlich ist, ist anzunehmen.
Naja, nur wieder mal meine Gedanken die Worte spielen. :D
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Beitrag von Frosch »

Bliebe die Frage, wieso sich manche darum drücken ihre Definition aufzuschreiben. Weil ihnen selbst klar ist, daß "Blabli" keinen sehr großen Eindruck machen wird? Wenn dem so wäre, wäre die Frage, wieso der Begriff dann trotzdem weiter verwendet wird. Es scheint mir irgendetwas mit der unerschütterlichen Überzeugung zu tun zu haben für das Gute einzutreten, wenn man auch nicht in der Lage ist sich Kritik in sachlicher Weise zu stellen. Aber wozu sollte man sich auch mit Kritik und Hinterfragung auseinandersetzen, wenn man ja so für das Gute eintritt?
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Beitrag von Ellisdi »

Frosch hat geschrieben:Das ist mir zu einfach. Ich hatte die Hoffnung, daß jemand hier "Faschismus" inhaltlich definieren könnte, besonders einer von denen, die den Begriff selbst verwenden.


Warum willst du es schwer? Heute ist "Faschismus" ein Totschlagargument, genau wie "Nazi". Dabei spielt es garkeine Rolle mehr ob links oder rechts...sobald eine Idee oder Meinung "Toleranz" oder "Gutmenschlichkeit" aufzeigt, kann diese These mit der Nazikeule verteidigt werden.
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Beitrag von Frosch »

Ellisdi hat geschrieben:Warum willst du es schwer?

Weil ich neugierig bin, worum es eigentlich geht, wenn jemand diesen Begriff verwendet und welche Lehren man daraus vielleicht für Gemeinschaften ziehen könnte?
Heute ist "Faschismus" ein Totschlagargument, genau wie "Nazi". Dabei spielt es garkeine Rolle mehr ob links oder rechts

Das würde bedeuten, daß es einfach ein Schimpfwort wäre wie "Arschloch". Der Begriff wird aber nicht so präsentiert wie ein Schimpfwort, es wird suggeriert, daß eine konkrete Bedeutung enthalten ist.
"Toleranz"

Um Toleranz scheint es mir nicht zu gehen, sondern um die Begründung von Intoleranz. Eine Art von Intoleranz, die für sich seltsamerweise gerne in Anspruch nimmt Toleranz zu verteidigen.
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Beitrag von Ellisdi »

Frosch hat geschrieben:Das würde bedeuten, daß es einfach ein Schimpfwort wäre wie "Arschloch". Der Begriff wird aber nicht so präsentiert wie ein Schimpfwort, es wird suggeriert, daß eine konkrete Bedeutung enthalten ist.


Eher eine Form eines verbalen Hammers, welcher jeglichen Widerspruch verhindern möchte, weshalb das Nutzen jeglicher Nazikeule in diesem Sinne auch faschistisch ist, nur in die andere Richtung --> Linksfaschismus.

Frosch hat geschrieben:Um Toleranz scheint es mir nicht zu gehen, sondern um die Begründung von Intoleranz. Eine Art von Intoleranz, die für sich seltsamerweise gerne in Anspruch nimmt Toleranz zu verteidigen.


Klären wir doch erstmal den Begriff Toleranz. Toleranz heißt, dass man etwas zu akzeptieren vermag, auch wenn man es nicht gut findet. Toleranz bedeutet das unbewertende, gelassene, gleichgültige Betrachten und Annehmen des Gegenübers mit dem Wissen, das Alles seine Berechtigung hat und ist, wie es ist, was zur Folge hat, dass ich auch tolerant gegenüber Intoleranz sein muss.

Im Endeffekt bedeutet das, dass das Wort Toleranz gerne missbraucht wird und ebenso eine "Keule" ist um andere Meinungen argumentlos zu zerschlagen.

Du bist nicht tolerant, dann bist du ein Nazi wäre die Kurzform, somit lässt sich jegliches auch noch so selbstzerstörerische Verhalten rechtfertigen. Man sollte sich hier fragen, warum unser eigenes Imunsystem z.B. nicht tolerant ist sondern auf faschistische Art und Weise seine Körperzellen über andere Zellen stellt, welche etwas vom Kuchen abhaben möchten.

Liebe Grüße.[/b]
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Beitrag von Frosch »

Ellisdi hat geschrieben:Toleranz bedeutet das unbewertende, gelassene, gleichgültige Betrachten und Annehmen des Gegenübers mit dem Wissen, das Alles seine Berechtigung hat

So weit würde ich nicht gehen. Toleranz ist etwas zu ertragen. Gleichgültig muß der Tolerierende nicht sein. Aber ich würde es so formulieren, daß er fair bleiben muß.
was zur Folge hat, dass ich auch tolerant gegenüber Intoleranz sein muss.

Das ist eine philosophische Frage, die man getrennt davon diskutieren könnte. Dabei wäre die Frage zu klären, wie Intoleranz dem Ziel der Toleranz dienen könnte und wer bestimmt, was eigentlich "intolerant" ist.
Man sollte sich hier fragen, warum unser eigenes Imunsystem z.B. nicht tolerant ist sondern auf faschistische Art und Weise seine Körperzellen über andere Zellen stellt, welche etwas vom Kuchen abhaben möchten.

Von dem Beispiel zu Parasitenvergleichen ist es mir etwas zu nah.
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Beitrag von Megalitiker »

Ellis, das war doch der ausspruch eines schriftstellers.

Faschismus ist einfach, wenn man ein rutenbuendel mit einer axt darin traegt.
War das zu einfach?
"Leben ist nicht genug." Sagte der Schmetterling.
"Sonne, Freiheit und eine kleine Blume muß man haben!"
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Beitrag von Elirithan »

Hi Frosch....

Hm so falsch wäre das nichtmal - das Rutenbündel steht für den Liktor, einer Art Leibwächter für Funktionäre und Richter/Henker, in einer Person.

Im grunde ist der Faschismus die Herrschaft der vorgefassten Urteile, des codifizierten Unrechts - von daher kann eine egal wie geartete Gruppierung faschistoid sein, wenn sie ihr Rechtsverständnis:

1. statisch codifiziert , heisst geschriebenes Recht statt mündlichem.
2. selbiges so gestaltet ist, dass es Ungerechtigkeiten verschärft
3. Es zur Häufung von Vorteilen bei einer vorselektierten Gruppe kommt

Zu trennen wäre dies vom Begriff "totalitär"

Dieser Begriff beschreibt wenn eine Organisationsform , ganz gleich welche des sei, sich selbst als Universell gültig betrachtet, und alle denkbaren Schritte auch faktisch unternommen werden dies durchzusetzen.
Generelle Merkmale:

1. Ein bestimmter Kultus bzw Rechtsauffassung soll auf jeden zutreffen auch ausserhalb der eigenen dies beschliessenden Gruppe.
2. Es wird versucht über Manipulation aller Kommunikation und Begriffe das zugehörige Weltbild geschlossen zu konstruieren
3. Andersdenkende, Handelnde und Kritiker werden im bestenfalle nur ausgrenzt aber in den meissten Fällen herabgesetzt und sanktioniert.
4. Da das Weltbild universell wird, muss jede Abweichung/störung die unvereinbar damit ist erfasst, überwacht und dann ultimativ beseitigt werden um alle Zweifel der Beherrschten auszuräumen, dass das Weltbild unvollständig oder widersprüchlich sein könnte. (-> Witzigerweise verstärkt genau das ja die Zweifel)


Ein nicht-totalitärer Faschismus ist ebenso denkbar wie ein totalitärer Nicht-Faschismus.... fast alle "Ordnungen" heisst Herrschaftsformen der Geschichte erfüllten zumindest einige obigen Kriterien.
Ergo bietet dies Stoff für unendliche Diskussion - und gegenseitige Vorwürfe....und das erleben wir ja nun schon seit Jahrzehnten. Im Unterschied zum 19. Jahrhundert und davor wird dieser Sachverhalt jedoch erst jetzt als universelles Problem gesehen, dass man ja ganz dringend bekämpfen soll. ;-)

Zu den objektiven Vorteilen des Intoleranten:
Witzig an der Sache ist, dass die Intoleranteste Attitüde, am leichtesten Anhänger findet - da Intoleranz immer feste Feindbilder definiert, wird anscheins ein grundlegender psychologischer Mechanismus bedient, welcher frühen Menschen möglich machte eine effektive Gruppe zu bilden für was auch immer - damals war das richtig und gut, denn der starke Zusammenhalt war absolut lebensnotwenig.
Damals war klar diese Feinde sind Unbillen der Natur, oft personifiziert als Geister und Dämonen und eben Nahrungskonkurrenten in Form anderer das gleiche Gebiet bejagender/absammelnder Menschengruppen....

Interessant dass dieser Mechanismus auch und gerade bei Chimpansen sehr stark ausgeprägt ist....den wir teilen ja gemeinsame Vorfahren....

In Ernstsituationen wird Intoleranz mit hoher Wahrscheinlich auch bessere Ergebnisse produzieren was das Überleben der Gruppe betrifft, als zu starke Freigiebigkeit....was aber auch wieder reine Logiksache ist:

Teile ein Laib "Brot" mit hundert Leuten und alle hundert werden verhungern, teile es mit drei anderen und ihr werdet mit einiger Wahrscheinlichkeit den Engpass überleben und euch effektiver wehren können.... kein Wunder an sich, dass sich das im Laufe der Evolution dann durchgesetzt hat, denn es haben ja dann immer jene überlebt die ihre Ressourcen zusammenlegten unter Ausgrenzung der "Anderen".....
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